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Lohnt es sich in Dividendenstrategien zu investieren?

  • Autorenbild: Tristan Leiter
    Tristan Leiter
  • 13. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Dividendenstrategien erfreuen sich im In- und Ausland grosser Beliebtheit. Während jedoch noch viele Anleger auf Einzeltitel und aktive Dividendenfonds setzen, möchten wir Alternativen aufzeigen. Mit ETFs lassen sich viele Dividendenstrategien nicht nur simpel, sondern vor allem auch kostengünstig umsetzen.


Es ist wichtig zu verstehen, dass hohe Dividendenrenditen aus diversen Gründen anfallen können. Das kann mit der Ertragslage, der Finanzstruktur, der Strategie und auch dem Sektor der Unternehmung zusammenhängen. Besonders bei reiferen Unternehmungen mit stabilen Geschäftsmodellen (z.Bsp. Telekom, Versicherungen) werden gerne relativ hohe Dividenden ausgeschüttet. Dividendenfonds weisen deshalb traditionell ein geringeres Gewicht an Wachstumssektoren auf, was beim Investmententscheid berücksichtigt werden sollte. Hohe Dividendenrenditen sind nicht automatisch positiv zu interpretieren. Sie können auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen relativ günstig bewertet ist und zu wenig in die Zukunft investiert oder, dass die Ausschüttung nicht nachhaltig ist. Dabei ist wichtig hervorzuheben, dass die Marktteilnehmer bestimmen die Dividendenrendite und nicht das Unternehmen selbst.


Vorteile von Dividendenstrategien mit ETFs


Dividenden-ETFs weisen wesentlich geringere Kosten auf als aktive Dividendenfonds. Laut einer VZ (Vermögenszentrum) Studie zu Schweizer Dividendenfonds betragen die Kosten aktiv verwalteter Dividendenfonds zwischen 0,71 bis 1,83%. Im Vergleich dazu weist der iShares Swiss Dividend ETF mit einer Gesamtkostenquote von 0,15% deutlich niedrigere Kosten aus (vgl. Tabelle 1). Globale Dividenden-ETFs sind im Vergleich dazu zwar etwas teurer, aber immer noch deutlich preiswerter als der kostengünstigste, aktiv verwaltete Schweizer Dividendenfond.


Tabelle 1: «Ausgewählte Dividenden ETF» im Vergleich.

ETF

Index

Methodik

TER

iShares Swiss Dividend ETF (CH)

SPI® Select Dividend 20 Index

Dividendenrendite und Profitabilität

0,15%

Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF

FTSE All-World High Dividend Yield Index

Dividendenrendite (erwartet; 12-Monate)

0,29%

iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF

STOXX® Global Select Dividend 100 Index

Dividendenrendite

0,46%

SPDR® S&P® Global Dividend Aristocrats UCITS ETF

S&P Global Dividend Aristocrats Quality Income

Dividendenrendite und Profitabilität

0,45%

iShares MSCI World Quality Dividend Advanced UCITS ETF

MSCI World High Dividend Yield Advanced Select Index

Dividendenrendite

0,38%

Quelle: Blackrock, Vanguard, STOXX, SPDR, MSCI, SP Global


Die Umsetzung von Dividendenstrategien mit ETFs hat den Vorteil, dass sich die ETF-Anbieter strikt an die Indexmethodologie halten (müssen). Sie können nicht, wie aktive Dividendenfonds, ihre Strategie ändern und müssen voll in Dividendenaktien investiert sein. Somit bleibt es dem Anleger überlassen, welche Dividendenstrategie er aufgrund seiner eigenen Präferenzen gerne umsetzen möchten.  Hier bedarf es jedoch Vorsicht, da sich die genaue Methodik von ETF zu ETF unterscheiden kann. Der iShares Swiss Dividend ETF wählt beispielsweise die 30 Aktientitel mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Anlageuniversum aus. Danach werden diese Titel nach deren Profitabilität (ROIC) gereiht. Im Vergleich dazu werden die Positionen im Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF nach der erwarteten 12-Monats Dividendenrendite ausgewählt (daher nach der Analystenerwartung der zukünftigen Dividenden).


Rendite und Risiko von Dividendenstrategien


Die Dividendenrendite wird in diversen Medienbeiträgen und Veröffentlichungen von Finanzdienstleistern oft mit der Rendite von langfristigen Schweizer Staatsanleihen verglichen (abgebildet in Grafik 1). Dabei wird aufgezeigt, dass Schweizer Dividendentitel eine Alternative zur mittlerweile sehr geringen Verfallrendite von langfristigen Eidgenossen sein können. Der reine Vergleich Dividendenrendite und Verfallrendite sieht zwar attraktiv aus, doch der rohe Vergleich hinkt, weil noch eine zusätzliche Rendite/Risiko-Komponente ins Spiel kommt.


Grafik 1: Differenz der Dividendenrendite des Swiss Performance Index (SPI) und der 10-jährigen Verfallrendite Schweizer Eidgenossen

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Quelle: Bloomberg


Dividendenaktien können während Marktturbulenzen bedeutende Kursverluste verzeichnen. Während der Finanzkrise 2008 hat der Swiss Dividend Select 20 Index beispielsweise ein Minus von knapp 45% verzeichnet. Langfristige Schweizer Eidgenossen, in Grafik 2 repräsentiert durch den Swiss Bond Index, haben indessen kaum Kursverluste hinnehmen müssen, sondern teilweise sogar Kursgewinne aufgrund der rapiden Zinssenkungen verzeichnet. Dividendenaktien und langfristige Staatsanleihen weisen ein unterschiedliches Risikoprofil auf, wodurch sie nicht miteinander gleichgesetzt werden können.


Grafik 2: Drawdowns des SPI, Swiss Dividend Select 20 und Swiss Bond Index (AAA-BBB) seit 2007.

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Quelle: Bloomberg


Auch vor einer langfristigen Unterrendite sind Dividendenstrategien nicht gefeit. Seit 2014 haben sich globale Dividendenindizes teils deutlich schlechter entwickelt als der MSCI-Welt Index. Die Performanceunterschiede erklären sich vor allem durch die Sektorgewichtung der verschiedenen Indizes. Die überdurchschnittliche Performance des Technologie- und Kommunikationssektors hat deren Gewichtung im MSCI-Welt seit 2014 deutlich erhöht. Im Vergleich dazu haben die Dividendenindizes nach wie vor wenig Engagement gegenüber diesen Sektoren. Somit kann ein 100-prozentiger Fokus auf eine Dividendenstrategie auch zu einer langfristigen Unterrendite führen. Dadurch wird die Beimischung in ein diversifiziertes Portfolio (siehe Tabelle 1) umso relevanter. In Märkten, die weniger techlastig sind (wie die Schweiz) kann die Renditedifferenz vorteilhafter ausfallen.


Bei der Entscheidung für resp. gegen Dividendenstrategien sollten auch Steuern nicht ausser Acht gelassen werden. Dividendenerträge werden in der Schweiz als Vermögenserträge angesehen und unterliegen damit der Einkommenssteuer. Abhängig vom persönlichen Grenzsteuersatz können Dividenden daher deutlich an Attraktivität im Vergleich zu Aktiengewinnen verlieren. Letztere sind in der Schweiz steuerfrei, während Dividenden versteuert werden müssen. Eine Ausnahme ist die Säule 3a, da während der Ansparphase keine Einkommens- und Vermögenssteuern anfallen. Erst bei Auszahlung fällt eine einmalige Besteuerung an.


Anwendungsbeispiel


Dividendenstrategien eignen sich vor allem als Ergänzung zu Welt-Aktienindizes wie dem MSCI-Welt oder MSCI-Welt All Country (ACWI). Das Portfolio kann damit besser auf die individuellen Anlagepräferenzen (bspw. Fokus auf Ausschüttungen) zugeschnitten werden, ohne die globale Diversifikation zu vernachlässigen. Bei letzterem Punkt können Dividendenstrategien das zunehmende Klumpenrisiko des Technologie-Sektors sogar etwas reduzieren, und das Portfolio damit resistenter gegen die Flaute eines einzelnen Wirtschaftssektors machen.


Ein Aktienportfolio bestehend aus 70% MSCI-Welt und 30% SPI weist im Moment eine Gewichtung des Technologiesektors von 18,9% aus. Eine 10% Beimischung mit beispielsweise dem Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF würde die Allokation des Technologiesektors auf 16,8% reduzieren (daher 60% MSCI-Welt, 30% SPI und 10% des Dividenden-ETFs). Ein Fokus auf Schweizer Titel wäre bspw. durch die Hinzunahme des iShares Swiss Dividend ETF möglich. In diesem Fall würde sich jedoch das Technologie-Exposure nicht reduzieren, sondern sich nur die Gewichtung des Gesundheits- und Finanzsektors (leicht) zu Lasten vom Industrie und Luxusgüter-Sektor erhöhen (vgl. Tabelle 2).


Tabelle 2: Sektorgewichtungen im Portfolio-Vergleich

Sektor

Portfolio: MSCI-Welt (70%) + SPI (30%)

Portfolio: MSCI-Welt (60%) + SPI (30%) + Div. Yield Welt (10%)

Portfolio: MSCI-Welt (70%) + SPI (20%) + Div. Yield Schweiz (10%)

Technologie

19,6

17,4

19,5

Finanzen

17,9

19,2

19,5

Gesundheit

16,3

16,3

16

Industrie

11,9

12

11,2

Nicht-Basiskonsumgüter

8,9

8,8

8,4

Basiskonsumgüter

7,9

8,3

8,1

Weitere Sektoren

17,5

18

17,5

Quelle: Blackrock, Vanguard. Alle Zahlenangaben in Prozent.


Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Dividendenstrategien eine sinnvolle Ergänzung für ein Portfolio sein können, insbesondere wenn sie kosteneffizient mittels ETFs umgesetzt werden. Entscheidend ist, ob die Unternehmensgewinne dem Anleger langfristig als Dividende oder als Wiederinvestition (und damit via Kursgewinne) mehr einbringen. Wir gehen davon aus, dass die letztere Strategie, auch aufgrund der Steuerstruktur, langfristig erfolgreicher ist. Jedoch kann eine Beimischung von Dividenden-ETFs auch aus Diversifikationsgründen (Klumpenrisiko des Technologiesektors) Sinn machen. Wer also auf geringe Kosten, eine klare Methodik und eine breite Streuung der Dividendenindizes achtet, kann mit Dividenden-ETFs sein Portfolio sinnvoll und strategisch erweitern.


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