Währungsabgesicherte Anteilsklassen bei Fonds und ETFs
In diesem Jahre konnten grosse Währungsschwankungen registriert werden. Der EUR erstarkte gegenüber dem Schweizer Franken bis Mitte Jahr um über 6%. Auch der USD hatte sich gegenüber dem CHF ähnlich aufgewertet. In den letzten Wochen haben beide Fremdwährungen einen Teil dieser Aufwertung wieder eingebüsst. Für einen internationalen Investor können solche Kurssprünge eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn er sich vorgängig zu einem Investment keine Gedanken zum Währungsrisiko gemacht hat. Wir beleuchten kurz, wie Wechselkursschwankungen reduziert werden können und zu welchen Bedingungen dies geschehen kann.
Internationales Investieren erhöht Diversifikation
Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass ein diversifiziertes Portfolio auch in den ausländischen Kapitalmärkten investiert sein soll, da so eine höhere (Märkte-) Diversifikation und damit ein besseres Risiko/Rendite-Verhältnis erreicht werden kann. Der Anleger sollte sich aber bewusst sein, dass er sich gleichzeitig einem Währungsrisiko aussetzt. Fremdwährungen können die Gesamtrendite sowohl negativ als auch positiv beeinflussen. In diesem Jahr haben Anleger, die in Schweizer Franken denken und EUR bzw. USD-Anlagen halten, bisher profitiert. Über einen längeren Zeitraum hat sich der CHF im Vergleich zum EUR und USD aber deutlich stärker entwickelt. Für Schweizer Anleger waren ausländische Anlagen also häufig ein Minusgeschäft, wenn diese nicht währungsgesichert waren.
Je nach Anlageziel kann somit eine Währungsabsicherung Sinn ergeben. Dieser Entscheid ist stark von der individuellen Situation des Anlegers abhängig (z.B. Risikobereitschaft, Markteinschätzung, u.Ä.) wie auch von den zu investierenden Märkten (bzw. Währungen). Bei einem kurzfristigeren Anlagehorizont oder bei einem konservativen, eher festverzinslich-orientierten Portfolio könnte eine (teilweise) Währungsabsicherung durchaus zweckdienlich sein. Obligationen und vor allem Staatsanleihen werden gerne aufgrund ihres relativ geringen Risikos als Stabilitätselement in ein Portfolio aufgenommen (allerdings ist dann natürlich auch die erwartete Rendite geringer). Wenn ein Investor nun diese geringere Volatilität nicht durch das zusätzliche Element Fremdwährung gefährden will, ist eine Absicherung in der Regel angebracht. Bei einem längeren Horizont und risikofreudigeren Portfolios kann ein erhöhter Fremdwährungsanteil strategisch sinnvoll sein, da die Währungsabsicherung die Rendite schmälert.
Grafik 1: Rendite des S&P500 mit und ohne Währungsabsicherung im Jahr 2023.
Quelle: Bloomberg, Hinder Asset Management
Absicherung kostet
Die Kosten der Währungsabsicherung variieren je nach Währungspaar. Das relative Zinsniveau sowie die Kauf/Verkauf-Kosten sind dabei relevant. Will beispielsweise ein CHF-Investor ein US-Investment absichern – die US-Zinsen sind damit höher - dann fallen Kosten im Umfang des Zinsunterschiedes zwischen USD und CHF an.
Grafik 2: Jährliche Währungsabsicherungskosten gegenüber dem USD und EUR seit 2010.
Quelle: Bloomberg, Hinder Asset Management
Währungsabgesicherte ETF/Fonds für Privatanleger
Für einen Privatanleger macht es aus operativen Gründen wenig Sinn, diese Absicherung selber vorzunehmen. Fondsanbieter offerieren deshalb Anteilsklassen, die diese Absicherung für Anleger vornehmen. Währungsbesicherte Anteilsklassen werde üblicherweise als «hedged» gekennzeichnet. Da auch der Fondsprovider Kosten für die Absicherung zu tragen hat, sind die Anteilsklassen meistens etwas teurer. Diese dürften aber geringer sein, als wenn der Privatanleger die Absicherung selber vornimmt. Zudem ist eine ständige Überwachung und nahtlose Absicherung sichergestellt. Für Privatanleger sind währungsabgesicherte Anteilsklassen also kostenmässig wie operativ interessante Lösungen um unerwünschte Währungsrisiken zu kontrollieren.
Beispiel einer Anwendung
Vor allem im festverzinslichen Teil des Portfolios ist es üblich das Währungsrisiko zu minimieren. Die im Vergleich zu Aktien risikoärmeren Obligationen sollen eine zuverlässige (wenn auch niedrigere) Rendite liefern und nicht durch Währungsschwankungen beeinträchtigt werden. Ein Beispiel ist der «iShares Core EUR Corporate Bond UCITS ETF CHF Hedged». Dieser ETF investiert in europäische Unternehmensanleihen. Die Anteilsklasse hat das EUR-Währungsrisiko zum CHF abgesichert. Der ETF weist eine Gesamtkostenquote von 0,25% aus und ist damit um 0,05% teurer als die nicht abgesicherte Variante.
ETF Statistik, Neulancierungen, UBS/CS-Zusammenlegung
Im europäischen ETF-Sektor konnten gemäss Amundi im ersten Halbjahr deutliche Neugeldzuflüsse verzeichnet werden. Mit über 100 Milliarden Euro war der Zufluss stärker als je bisher in einem Halbjahr gemessen. In erster Linie wurden diese Neugelder in Aktien-ETFs investiert (75%), wobei US-Strategien am stärksten nachgefragt wurden.
Im 2. Quartal 2024 wurden auch an der Schweizer Börse deutlich mehr ETF gehandelt als im Vorquartal (+16%). Per Ende Juni sind an der Schweizer Börse SIX 1’788 ETF kotiert. Das entspricht einer Zunahme von 84 gegenüber dem Vorquartal.
Viele dieser Neulancierungen sind Anleihen-Fonds. Es scheint, dass die ersten Leitzinsreduktionen der Notenbanken festverzinsliche Anlagen wieder attraktiver machen. Sowohl HSBC als auch Amundi haben CHF-währungsabgesicherte internationale Anleihen-ETF zu sehr attraktiven Konditionen herausgegeben (AMUNDI EUR CORPORATE BOND UCITS ETF, 0,09%; HSBC Global Funds ICAV - Global Aggregate Bond UCITS ETF CHF, 0,1%).
Invesco hat mehrere sogenannte BulletShares ETF gelistet; das sind Fonds, die in USD-Unternehmensanleihen mit jeweils einem fixen Verfallsdatum investieren (Beispiel: Invesco BulletShares 2028 USD Corporate Bond UCITS ETF). Auch Blackrock bietet solche Fonds unter der Marke iBonds an. Beide Häuser bieten diese Produkte zu geringen Kosten an (0,1%-0,12%)
Der Grossteil der Neulancierungen kommen aus dem Hause Amundi-Lyxor. Der grosse europäische Asset Manager listete im 2. Quartal 27 neue Fonds an der SIX. Mit 200 Fonds an der SIX gehört Amundi zahlenmässig zu den drei grössten Produktanbietern, allerdings mit deutlichem Rückstand auf Blackrock/iShares und UBS, was den Umsatz betrifft.
Die UBS wird Ende August einen Teil der Credit Suisse ETF in die bisherige UBS-Plattform überführen. Vorerst bleiben die Anlagestrategien und auch die Kostenstruktur unverändert, allerdings wird die ISIN ändern. Auch die beliebten Indexfonds der Credit Suisse (CSIF) werden im September umbenannt.
Quelle: Amundi, SIX, UBS
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The Journal of Finane 68.3, S. 929–985.